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1. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 202

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
202 Sechster Zeitraum. terbury, stellten sich an die Spitze der Empörung, zerstörten die Schönheit der unglücklichen Königin auf unmenschliche Weise, lie- ßen sie endlich unter ausgesuchten Qualen ermorden, Edwy aber fand nur im Grabe Ruhe vor den Greueln seines barbarischen Zeitalters. Sein Bruder yza — Edgar ward sein Nachfolger. Klüglich unterhielt er ein 9/5=2 gutes Vernehmen mit Dunstan, ernannte ihn zum Erzbischof von Eantcrbury und hatte dafür eine friedliche Regierung durch die einflußreiche Mitwirkung der Geistlichkeit, deren Bereicherung Dun- stan übrigens nicht aus den Augen verlor, auch führte er chas, bisher in England nicht übliche, strenge Klosterwesen ein. Seinem Gönner bewies er sich als einen nachsichtigen Sittenrichter; denn als dieser einst gewaltsam eine Nonne aus einem Kloster entführte, belegte er ihn blos mit einer gelinden Kirchenstrafe, und da Edgar seinen Günstling, den Grafen Athelwald, mit eigener Hand erstach, um sich mit dessen Gattin, Elfriede, zu vermahlen, tadelte ihn Dunstan nur, daß er mit chr in geistlicher Verwandtschaft sey, weil er nämlich deren Sohn aus der Taufe gehoben habe. Ver- dienstlich war Edgars Wachsamkeit für eine strenge Pflege der Ge- rechtigkeit, auch verdankt ihm England die Ausrottung der Wölfe, denn statt des frühern Tributs an Vieh mußten die Fürsten in Nordwales jährlich 300 Wolfsköpfe liefern, was die Vertilgung dieses Raubthiers bewirkte. 075 _ Eduard 11., ein Sohn erster Ehe, ward Edgars Nachfol- 970— ger. Heftige Streitigkeiten zwischen den Kloster-und Weltgeistlichen 4 erhoben sich, welche Dunstan durch angebliche Wunder für erstere git entscheiden wußte. Eduard siel durch Meuchelmord, den ihm seine Stiefmutter Elfricde bereitete, und erhielt deswegen den Bei- namen des Märtyrers. Et helred Ii., sein Stiefbruder, ward zum Könige gekrönt. 979 — Bittere Drangsale kamen unter diesem geistesarmen Regenten über 1010 _ England. Die Vasallen machten sich fast unabhängig; die Land- 5=1 J; und Seemacht war verfallen, darum wagten die Danen ungestraft wiederholte Raubzüge, denen man, zum sprechenden Beweise der innern Schwache, 10,000 Pfund für ihren Abzug bezahlte. Die- se Summe wurde von den Unterthanen unter dem Namen Da- ooz neg el d erhoben. Nach zwei Jahren schon kamen die Danen un- ter ihrem Könige Swen und dem Könige von Norwegen Olav 904 u. zur Erneuerung der vorigen Räubereien wieder; noch zweimal zahlte Ethelred immer gesteigerte Abzugssummen und griff endlich zu einem verrätherischen Mittel, nämlich durch einen allgemeinen Meuchelmord die unersättlichen Fremdlinge zu vertilgen. Diese r>cniz. dänische Vesper ward in der That an einem Tage durch Rovbr. gan¿ England ausgeführt, aber ein lojähriger Vertilgungskrieg 1002 war die Folge, welcher sich mit Englands gänzlicher Eroberung roía durch den König Swen endigte. Ethelred floh zu seinem Schwa-

2. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 44

1824 - Bonn : Weber
Ruhe und Ordnung wieder her; er verbesserte die Ge- rechtigkeitspflege , legte Manufacturen an, brachte den Handel in Aufnahme, und war ein Beförderer der Ge. lehrmwkeitz. indem er Schulen (darunter die berühmte zu Oxford) anlegte, und Gelehrte an seinen Hof rief. — Mit Alteds Tode sank Englands Macht non neuem, da sie nur auf seine persönliche Größe gegründet war. Die Geistlichkeit entriß, besonders unter dem Abte Dunstan, der England in einen völligen Mönchs, staat umwandelte, dein Könige fast alle Vorrechte, und erzeugte dadurch neue Spaltungen unter der Nati- on , die es den Danen möglich machten, iin Lande wie. derum festen Fuß zu fassen. Sie zwangen den Kö- ig Ethelred ihnen einen schimpflichen Tribut zu entrichten, und als er, um stch diesem Verhältnisse der Abhängigkeit zu entziehen, alle in England wohnende Danen ermor- den ließ, bewirkte er statt dessen nur den Untergang sei- ner Herrschaft. Denn der dänische König S w e n über, zog ihn mit Krieg ( 1002), um den Tod seiner Lands- leute zu rächen, und brachte in einem elfjährigen Kampfe England in seine Gewalt, so daß Ekhelred nach Rouen flüchten mußte. S w e n s Sohn, Kanutder Große, (1014 —1035), ein Fürst von großem Geiste , bestieg den englischen Thron, und wurde, da er auch Däne- mark und Norwegen unter seinem Z.pter vereinigte, der mächtigste König des Nordens. Seine Macht zerfiel aber durch die schlechte Negierung seiner Söhne, nach deren erblosem Tode die Engländer das verhaßte dänische Joch abwarsen, und Ethelreds Sohn, Eduard den Beten, n e r, auf den Thron riefen. Mit ihm, dem man fälsch- lich eine Gesetzsammlung zuschreibt, und dessen Echwä. che der mächtige Graf Gvodwin benutzte, um den größten Theil der Regierungsgewalt an stch zu reissen , starb der sächsische Köntgsstamm aus (1006). Nach Eduards Tode bestieg Hin Schwager Harald, Good. wins Sohn durch freie Wahl des engli chen Volkes den Thron dessen er durch seine Tugenden würdig war; der ihm jedoch von Wilhelm, dem Herzoge der Noc- mandie, streit g gemacht wurde, welcher in seiner Ver- wandschaft mit dem letzten Könige und in dessen Zuliche- rungen nähere Ansprüche auf die Nachfolge zu haben vorgab, und mit einem zahlreichen Heere nach England

3. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 49

1885 - Berlin : Gaertner
49 gewhlt, besondere Priester gab es nicht; der den Presbytern stand der Bischof, der die Kirchenzucht bte (Excommunication). Allmhlich aber entwickelte sich eine auserwhlte Priesterherrschaft (hierarchische Aristokratie), ein Klerus, den Laien gegenber. Mit der Zeit verlor die Gesamtheit das Wahlrecht, und die hchste Gewalt erlangten die Erzbischfe oder Metropoliten, von denen die zu Rom, Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem das hchste Ansehen hatten. In den Kirchenversammlungen (Synoden, Konzilien) ffften die Bischfe der alle kirchlichen Angelegenheiten Beschlsse und stellten die allge-meine (katholische Lehre fest im Gegensatz zur Hresie oder Ketzerei. Denn schon gingen der viele Punkte des Christentums (Glaubensstze, Dogmen) die Meinungen auseinander. Die wichtigsten Sekten sind die der Gnostiker, die auer dem gewhnlichen Verstndnis des Christentums noch ein tieferes phi-losophisches fr sich in Anspruch nahmen, und die der Manicher (Mani, ein Magier, lebte ums Jahr 250), die das Christentum mit den Grundstzen Zo-roasters (. 9) zu verschmelzen suchten. Die Montanisten (Montanus, 180, gab sich, wie Mani, fr den von Christus verheienen Paraflet aus) trieben die Sittenstrenge ins Extrem. Die Sekte der Novatianer stellte sich als eine Gemeinde der Heiligen und Reinen hin und hob die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche auf. Die Donatisten (Donatus im 4. Jahrh. in Afrika) fhrten lange einen Ruberkrieg gegen Kirche und Reich und mufften mit Gewalt unterdrckt werden. Der heftigste Streit entbrannte im 4. Jahrh. zwischen Artus und Athanasius der die Natur Christi. Jener lehrte, Christus sei zwar Gott, aber doch von dem Bater geschaffen und von ihm abhngig; dieser behauptete die gleiche Geltung des Vaters und Sohnes. Damals zum erstenmal ward durch Konstantin eine allgemeine (kumenische) Kirchenversammlung nach Nica be-rufen (325), die sich fr die Lehre des Athanasius entschied. Abwechselnd aber kamen in den nchsten Zeiten beide Lehren zur Geltung; die jedesmal siegende Partei verfolgte ihre Gegner auf das blutigste. Die Gothen, Vandalen und Longobarden waren lange Zeit hindurch Anhnger des Arianismus. . 44. Vlkerwanderung und Untergang des Rmertnms. Konstantin (325 337), durch feine Mutter Helena fr das Christentum gewonnen (er siegte der Maxentius unter der Kreuzesfahne 312), begnstigte die Christen auf jede mgliche Weise, grndete Kirchen, gab den Geistlichen Vorrechte, nahm aber selbst erst kurz vor feinem Tode die Taufe. Je mehr das Christentum den Glauben der alten Welt berwand, desto mehr ward es auch in seiner ursprnglichen Reinheit getrbt; die Verehrung der Jungfrau Maria und der Heiligen, die sinnliche Einrichtung des Kultus, die Einfhrung von wunderttigen Reliquien schreibt sich aus jener Zeit her; aus dem im Orient heimischen Einsiedlerleben entwickelte sich im 4. Jahrh. das Mnchswesen (Antonius aus gypten, die Sulenheiligen Simeon und Daniel. Kasteiuug, Ana-choreten, Eremiten, Asketen). Spter wurden die bis dahin lebenden Einsiedler Monachi, Mnche) in eingehegte Pltze (claustra, Klster) versammelt und ge-memsamen Regeln unterworfen. Konstantin verlegte die Residenz nach Byzanz (seitdem Konstantinopel genannt), teilte das Reich in 4 Prfekturen, die wieder in Dizesen und Provinzen zerfielen (Orient, Jllyricum, Italien, Occident), fhrte die Grund-, Gewerbe- und Kopfsteuer ein, regelte das Poftwefen, umgab sich mit einem sehr zeremoniell eingerichteten Hofstaat (7 Hofmter bildeten den Staatsrat). Nach feinem Tode brachen unter feinen Shnen Mutige Kmpfe aus; Konstantins (337360) trug zuletzt den Sieg davon. Ihm folgte fein Vetter Julianus Apostta (361363), ein tapfrer Krieger, einfach und alt- Lange. Allgem, Geschichte. 10. Aufl. .

4. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 142

1885 - Berlin : Gaertner
142 das auf diesem Gebiet Vorgehende stattfindet; in diese Teilnahmlosigkeit sind aber glcklicherweise nicht diejenigen verfallen, von denen vorzugsweise das Los der Völker und Staaten abhngt, und es zeigt sich auch hierin ein Leben, das fr die Zukunft eine neue allgemeine Erweckung christlichen Glaubens und christlicher Sitte verheit. Der Katholizismus hlt sich gegen die vielfachen Angriffe, die gegen ihn gemacht werden, noch immer siegreich. Der Kampf Espartero's gegen die Autoritt des Papstes trug nicht am wenigsten dazu bei, ihn bei der Mehrheit des spanischen Volkes unbeliebt zu machen; die Losreiung Belgiens ward durch eine Verbindung der Liberalen mit dem ultramontanen Klerus bewerkstelligt; in Frankreich, ja selbst in England (Puseyiten) ist die Macht der rmischen Kirche im Zunehmen begriffen; in Deutschland soll der katholische Dom zu Kln vollendet werden; der Streit der die gemischten Ehen in Preußen, in dem unter Friedrich Wilhelm Iii. die rmische Kirche unterlag, ward bei der Thronbesteigung seines Nachfolgers in gtlicher Weise beigelegt (Clemensdroste zu Vischeriug, Erzbischof in Kln; Hermesianer; Dunin, Erzbischof von Gnesen und Posen). Die Wallfahrt zu dem heiligen Rock in Trier (1844) gab zu der Entstehung der deutsch- oder christkatholischen Sekte Veranlassung (Ronge, Czerski). Die Deutschkatholiken haben sich nicht fhig gezeigt, ein bestimmtes der die alltglichsten Allgemeinheiten hinausgehendes Dogma aufzustellen (Konzil in Leipzig). Da viele von denen, die zu dieser Sekte bertraten, ohne eigentlich religise Begeisterung, nur von dem die Zeit beherrschen-den Zerstrungsgeiste geleitet wurden und die Religion zum Deckmantel politischer Unzufriedenheit benutzten, so duldeten mehrere Regierungen die deutsch - katholischen Gemeinden nicht. Die protestantische Kirche, die ihren einzelnen Mit-gliedern groe Freiheit im Thun und Glauben gewhrt, hatte dennoch mancherlei innere Zerwrfnisse zu bestehen, welche durch die namentlich in Sachsen auftretenden Lichtfreunde (Uhlich) und die freien Gemeinden (Wislicenus, Rupp) hervor-gerufen wurden. Whrend viele Anhnger der modernen Philosophie in protestan-tischen Lndern an der Zerstrung des christlichen Glaubens arbeiteten (Strau, Feuerbach, Bruno Bauer, Rge; hallische und deutsche Jahrbcher) und eine andere Partei innerhalb der protestantischen Kirche ebenso einseitig der starrsten Recht-glubigkeit, dem Pietismus und selbst dem Katholizismus das Wort redete, bemhte sich Friedrich Wilhelm Iv. seit seinem Regierungsantritt, das kirchliche und religise Leben berhaupt, wo und in welcher Form es sich auch entwickelte, zu frdern und zu krftigen, ausgenommen natrlich diejenigen Erscheinungen, die den Namen der Religion znr Schau trugen, ohne etwas von ihrem Wesen zu haben. Der Gustav-Adolf-Verein entstand 1843 zur Aufrechterhaltung evangelischer Gemeinden, welche in katholischer Umgebung der Mittel zum kirchlichen Leben entbehren. Es zeigte sich soviel Teilnahme fr ihn, dafs er als eine Sttze des Protestantismus sowohl gegen den Katholizismus als gegen die religse Gleich-gltigkeit (Jndifferentismns) und die Auflsung der protestantischen Kirche zu betrachten ist. . 129. Die politischen Ereignisse von 18481870. a) Frankreich. Die Bestrebungen der liberalen Partei, eine Wahlreform durch Aufregungen aller Art (Reformbankette) zu erzwingen, waren die zufllige Veranlassung einer schnell siegenden und die Verhltnisse ganz und gar umgestaltenden Revolution (Febrnar-Revolution, 22. und 23. Februar). Ludwig Philipp und die knigliche Familie entflohen (24. Februar) fast ohne Gegenwehr nach England; eine provisorische Regierung (Lamartine, Ledru Rollin, Arago, Garnier-Pages, Louis Blanc) trat an seine Stelle und proklamierte die Republik; eine nationale Versammlung ward einberufen. Obschon die radikale, namentlich

5. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 86

1885 - Berlin : Gaertner
86 - nicht wenig dazu bei, die innere Entwicklung Luther's zu frdern, der jetzt erst zu erkennen anfing, wie groß der Abstand zwischen ihm und der Kirche sei. Als auf Eck's Betreiben der Papst eine Bulle erlie, welche die Verbrennung von Luther's Schriften verordnete und der ihn selbst den Bann aussprach, wenn er nicht in 60 Tagen widerriefe, wagte er, ermutigt durch die Aufnahme, die seine zwei letzten Schriften in Deutschland gefunden hatten (an den christlichen Adel deutscher Nation", von der babylonischen Gefangenschaft und christlichen Freiheit"), die khne That, dass er vor den Thoren Wittenbergs unter dem Beisein der ganzen Studentenschaft die Bannbulle nebst dem kanonischen Rechtsbuch in die Flammen warf (1520). Als Karl V. in Worms damit beschftigt war, die politischen Angelegenheiten Deutschlands zu ordnen, entbot er auch Luther unter Zustellung eines kaiserlichen Geleitbriefes vor den dort versammelten Reichstag (1521). Luther erklrte, nur dann widerrufen zu wollen, wenn man ihn aus der heiligen Schrift widerlege; dieser Mut steigerte die Teilnahme fr ihn, sodass man im ersten Augenblick keinen Gewaltstreich wagte; erst nach seiner Abreise ward die Reichsacht der ihn ausgesprochen. Aber Kurfürst Friedrich nahm sich seiner an. Er lie ihn auf der Heimkehr berfallen und als Ritter Georg auf der Wartburg gefangen halten, wo er, vor aller Welt verborgen, fast ein Jahr lang mit der Abfassung von Streitschriften und der bersetzung der Bibel beschftigt war. Der Umstand, dass die Bewegung gegen die Kirche in Witten-berg zu weit ging (Zwickauer Propheten, Wiedertaufe), bestimmte ihn, die Wart-brg zu verlassen; sein Erscheinen in Wittenberg brachte die Reformation wieder in eine ruhigere Bahn. . 80. Die Reformation bis zum Nrnberger Religions-frieden. Wittenberg wurde bald die besuchteste deutsche Universitt; durch wich-tige Schriften wirkten Luther (Bibelbersetzung, Katechismen), der sich im Jahre 1524 mit einer ehemaligen Nonne, Katharina von Bora, verheiratete, und Melanchthon (loci communes; Visitationsbchlein) auch nach auen hin. Fürsten und Geistliche schlssen sich der Bewegung an, vor allen aber die Reichs-stdte. Klster wurden aufgelst, die Bischfe mufften ihre weltliche Macht an die Landesfrsten abgeben; der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, sagte sich von Reich und Kirche los und stellte sich unter Polens Oberhoheit: selbst in den sddeutschen Lndern konnte trotz der grausamsten Ver-folgungen die Reformation nicht ganz unterdrckt werden. Die Hauptuuterschiede der neuen Lehre bildeten sich mit der Zeit dahin aus: 1) Nur die heilige Schrift blieb Quelle des Glaubens, und keine von der Kirche herrhrende Satzung hatte bleibende Kraft; 2) der Werkheiligkeit ward die Kraft des Glaubens entgegen-gesetzt, die Zahl der Sakramente auf zwei beschrnkt, der Maria- und Heiligenkultus verworfen; 3) der Gottesdienst ward in deutscher Sprache fortan gehalten und wesentlich vergeistigt; 4) an Stelle der katholischen Ceremvmeen trat der Gemeindegesang und die Predigt; 5) den ppstlichen Primat und die kanonischen Gesetze ver-warf man; 6) der Klerus ward dem Laien gleichgestellt, der Clibat aufgehoben; 7) die Besetzung der geistlichen Stellen fiel dem Staat oder der Gemeinde zu (Dekane, Superintendenten, Konsistorien). Unter dem Vorwand der Reformation traten indes auch andere Bewegungen in Deutschland ein, die durch Schwrmerei und Malosigkeit der guten Sache nur gefhrlich sein konnten. Schon am Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die gedrckten niederen Klassen sich wiederholt emprt (die Bauernverbindungen Bundschuh und armer Konrad "); unter ihnen rief Luther's Auftreten neue Bewegung hervor, und als mehrere aus Sachsen ver-triebene Wiedertufer, darunter Thomas Mnz er, nach Sddeutschland zogen

6. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 92

1885 - Berlin : Gaertner
92 ^eitatter der polnischen Sprache und Litteratur (Kochanowski der beste 2) Die Zeit der kirchlichen Gegenbestrebungen (Reaktion). ; 85. Die rmische Kirche. Unter den Ppsten des 16. Jahrhunderts, die meistens mit groer Strenge das Ansehn der Kirche und des Papsttums wieder-herstellen, nicht selten auch den wirklich vorhandenen Missbruchen entgegenzutreten suchten, zeichneten sich namentlich aus Paul Iii. (153449) Pius Iv (1559 bis 65), Gregor Xiii. (157285, Kalenderverbesserung, 1582), Sixtus V (1585 90), der sich von einem armen Hirtenjungen bis zum Papst ausae-schwungen hatte und sich auch als weltlicher Herrscher verdient machte, Clemens Viii (15921605), unter dem Ferrara an den Kirchenstaat kam. Das Tridentiner Konzu, das in drei Zeitabschnitten beendigt wurde (154648: 1551_52* 1562 63), stellte die Grundstze der katholischen Kirche aufs neue fest. Die ^jaubenslegre toc!.rk. toen'9 verndert (Gleichstellung der Tradition mit der heiligen t m r allgemein gefasst, um fr besondere Meinungsverschieden- Helten Raum zu lassen (daher rmische und nichtrmische Katholiken): auerdem fhrte die Kirche eine strengere Zucht ein, die Verfassung blieb hierarchisch (Ana-thematlsterung Andersglubiger; authentische Auslegung der Konzilienbeschlsse durch den Papst) Obschon das Ubergewicht der Italiener auf dem Konzil die Entscheidung herbeigefhrt hatte, so wurden doch die Bestimmungen desselben nur in Italien, Portugal, Polen und vom Kaiser unbedingt, dagegen in Spanien Neapel und den Niederlanden mit Vorbehalt der kniglichen Rechte und in Frankreich nur hinsichtlich des Glaubens angenommen. Am allerbedentendsten waren fr den Ka-tholizismus die neuen geistlichen Orden, die vielfach entstanden und nicht selten durch wirklich gute Bestrebungen der alten Lehre neuen Boden im Volke verschafften (Theatinerordeu, Vter des Oratoriums, Kapuziner, barmherzige Brder und Schwestern, Ursulinerinnen), vor allen der von Jgnaz vonloyla, Sohn eines spanischen Edelmannes, 1540 gegrndete Jesuitenorden (Gesellschaft Jesu), der unter Lamez (f 1564) folgende Organisation erhielt: Dem Ordensgeneral in Rom und seinem Rat von Assistenten waren die Vorsteher der Provinzen, die Provinziale, unterworfen, diesen die Superiore und Rektoren bis zum Niedrigsten hinab, nach dem Grundsatz soldatischer Strenge und Unterordnung, so-dass die Mehrzahl nur das Befohlene auszufhren hatte, ohne Kenntnis des Grundes und Zweckes (Koadjutoren, Prosessen). Der Eintritt in den Orden zerriss alle andern weltlichen Beziehungen. Zweck des Ordens war die Bekmpfung der Geistes-fteiheit. Daher strebten die Jesuiten schulen, die neben dem Beichtstuhle ein Hauptmittel zur Erreichung des Zweckes waren, nur dahin, ihren Zglingen eine Ausbildung zu geben, die sie zur Ausbung ihres Berufs tauglich machte, mit Unterdrckung aller geistigen Selbstndigkeit. Zur bessern Erreichung ihres Ziels bekannten sich die Jesuiten zu dem Grundsatz, dass der Zweck das Mittel heilige (Casnistik, reservatio mentalis, d. h. geistiger Rckhalt), und rechtfertigten daher selbst Knigsmord. Die Ppste gaben dem Orden jegliches Vorrecht, und so er-reichte er denn eine solche Macht, dass er 2 Jahrhunderte fang das katholische Europa von den Hofen bis zur niedrigsten Htte beherrschte, während er in den andern Weltteilen durch Bekehrung zum Christentum thtig war. 86- Spanien, Portugal und die Niederlande. Philipp Il (155698), Karl's Sohn, brachte durch einen Kamps gegen Frankreich (Schlacht bei St. Ouentin, Frieden zu Cambresis 1559, durch den auch Savoien die von Frankreich gemachten Eroberungen zurckerhielt) Spanien auf den hchsten Gipfel

7. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 113

1885 - Berlin : Gaertner
Schauplatz abtrat, siegten die preuischen Heere in Sachsen gegen die Franzosen und die Reichsarmee (Prinz Heinrich und Seydlitz bei Freiberg), gegen die fter-reicher in Schlesien (bei Burkersdorf gegen Daun). Deutschland und sterreich waren so erschpft, dass alles sich nach Frieden sehnte, der im Jahre 1763 zu Hubertsburg geschlossen wurde und der Krone Preußen den Besitz von Schlesien fr immer sicherte. Seit diesem Augenblick gilt Preußen als die fnfte europische Gromacht. . 101. Die innere Entwicklung Deutschlands. Whrend Deutsch-land selbst in vierthalbhundert selbstndige Staaten und Städte zerfiel und die Macht des Kaisers und des seit 1633 stehenden Regensburger Reichstags vernichtet war, machte Kaiser Joseph Ii. (17651790) den Versuch, in seinen Erbstaaten diejenigen Reformen vorzunehmen, fr die ihn die Bildung des Zeitalters begeistert hatte. Schon unter Maria Theresia (Kaunitz) waren manche Missbruche abgestellt worden; aber Joseph ging durchgreifender zuwerfe. In religoser Beziehung erteilte er den beiden protestantischen Konfessionen und der griechischen Kirche auer freier Religionsbung politische Rechtsgleichheit; die Zahl der Klster ward vermindert und das dadurch gewonnene Geld zu gemeinntzigen Zwecken verwendet; er beschrnkte die Macht des Papstes und reinigte den katholischen Kultus von manchen Missbruchen. Indem er die Leibeigenschaft aufhob, die Besteuerung regelte und die Gleichmigkeit vor dem Gesetz einfhrte, erwarb er sich ebenfalls Verdienste um das Wohl seiner Unterthanen. Aber die Rcksichtslosigkeit, mit der er bei Einfhrung dieser Maregeln gegen bestehende Rechte und gegen die Bildungsstufe seines Volkes verfuhr, die Energie, mit der er feinen Willen durchzusetzen suchte, bewirkten, dass seine Reformationsplne im ganzen unwillig aufgenommen wurden und ihn nicht nur in den Ruf eines Freigeistes, sondern auch in den eines Despoten brachten. In den Niederlanden fhrten die Reformen Joseph's zu vollstndigem Abfall, und erst sein Nachfolger Leopold U. (17901792) konnte das emprte Volk begtigen; auch in Ungarn scheiterten seine Bestrebungen. Ebenfalls un-glcklich war er in seinem Bemhen, einen Teil Sterns fr sterreich zu gewinnen ; Friedrich Ii. vereitelte es durch den baierifchen Erbfolgekrieg (17781779), der aber fast nur ein Federkrieg war, fodann durch den Frsten-bund (Hannover, Kursachsen, Mainz, Baden, Anhalt, Mecklenburg u. a.). Friedrich n., der den Umfang des preuischen Staats um 1325 Quadratmeilen vermehrt hat, sorgte im Innern namentlich fr das Kriegswesen und fr den Wohlstand feiner Unterthanen sowohl als des Staats (Herabsetzung der Gehalte, Zoll-und Acciseverwaltung, Lotterie). Der franzsischen Bildung und der Freiheit des Glaubens zugeneigt, that er wenig fr Hebung des Kirchen- und Schulwesens; Franzosen spielten berhaupt unter seiner Regierung eine groe Rolle in Preußen; im Gerichtswesen stellte er viele belstnde ab (Aufhebung der Tortur, Vorbereitung des Landrechts). Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm Ii. (1786 1797), brach das bergewicht der Franzosen, fhrte Erleichterungen in den Steuern ein und bemhte sich um Hebung des materiellen Wohlstandes, beschrnkte aber die Glaubensfreiheit (Wllner; Religionsedikt) und verfolgte eine unglckliche uere Politik (Herzberg, Haugwitz, Lncchesiui). 102. Reformen im Sden und Norden Europas. In Spanien und Neapel begann unter Karl Hi. (1759 1788) ein heftiger Kampf gegen das bergewicht der Kirche und des Papstes (Tanucci, freisinniger Minister); hier, wie in Portugal, Frankreich und mehreren italienischen Staaten ward der Jesuitenorden ausgewiesen, die Inquisition beschrnkt. In Portugal trat unter Peter Et. (16831705) der Einfluss Englands, Sanqe, Noem. Geschichte. 10. Aufl. 8

8. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 74

1872 - Berlin : Gaertner
— 74 — in Italien geleisteter Dienste mit der Mark Soltwedel (Altmark) 1133 belehnte und damit den Grundstein zum preußischen Staate legte. §. 92. Kulturzustand unter den sächsischen und fränkischen Kaisern. Seit dem Erlöschen der deutschen Karolinger wurde Deutschland ein Wahlreich, in welchem die mächtigen Herzoge auf den Thron gelangten. Die sächsischen Kaiser, besonders aber der Salier Heinrich Hl., wollten in ihren Häusern die Thronfolge erblich machen. Die Rechte des Königs waren noch immer bedeutend, obgleich er nur die vollziehende Gewalt besaß. Er war oberster Heerführer, Richter und Lehnsherr und berief die Reichstage. Durch ansehnliche Kronguter und durch Vertheilung der höchsten weltlichen und geistlichen Stellen konnte er sich großen Einfluss verschaffen. Seine Einkünfte bezog er großenteils ans Bergwerken, Forsten und Zöllen. Die gesetzgebende Gewalt übten der Adel und die Stände. Die Kirche wurde von den Königen sehr geehrt, kirchliche Feierlichkeiten und die Sonntage wurden streng gehalten. Dabei behaupteten die sächsischen Kaiser noch die Oberherrschaft über die Päpste. Auch wurden Bis-thümer und Erzbisthümer gegründet, Bibliotheken und Schulen angelegt; es erstanden herrliche Kirchengebäude: das Straßburger Münster (1015 begonnen), die Dome zu Speier, Worms re. Am Ende dieses Zeitraumes gab es sechs Erzbistümer; Mainz (das den Papst in Deutschland vertrat), Trier, Köln, Magdeburg, Bremen, Salzburg, und 35 Bisthümer. Die Geistlichkeit war allein im Besitze der Bildung, der Gottesdienst wurde in lateinischer Sprache gehalten, und daher ward in Klöstern und Schulen diese Sprache besonders ausgebildet. Als die Erblichkeit der Lehen aufkam, gab es in Deutschland viele geistliche und weltliche Landesgebiete, die immer mehr Unabhängigkeit vom Kaiser gewannen, deren jedes seinen Vorsteher, einen Voigt, Grafen, Herzog u. f. w. hatte, welche eine beschränkte Negierungsgewalt ausübten. In den Städten bildete sich aus Rittern und Freien ein Gemeinderath (Magistrat), an dessen Spitze die Bürgermeister standen. Gewerbe und Handel fingen an zu blühen und führten den einzelnen Städten Reichthum und Macht zu. Jedoch entwickelten sich diese Verhältnisse erst unter den Hohenstaufen zur Blüte. §. 93. Die Kreuzzüge. Gegen das Ende der Regierung des fränkischen Kaiserhauses nehmen die Kreuzzüge ihren Anfang. Dieses merkwürdige Ereignis gehört nicht ausschließlich der deutschen Geschichte, sondern der allgemeinen Weltgeschichte an und bildet daher auch einen Hauptabschnitt für dieselbe. Da jedoch die Kreuzzüge auf die deutsche Geschichte von eben so großem Einflüsse sind, wie auf die Geschichte anderer Völker, so erzählen wir hier den Anfang derselben. Schon in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche hatten Wettfahrten nach dem heiligen Lande stattgefunden. Man hoffte durch die Mühseligkeit und Gefahren solcher Walfahrten Sünden abzubüßen und den Himmel zu verdienen. Als aber die Lage der Christen in Palästina, seitdem das heilige Land in den Händen der Türken war, immer bedenklicher wurde, und namentlich der Patriarch von Jerusalem durch einen zurückkehrenden Pilger Peter von Amiens den Papst Urban Ii. davon in Kenntnis setzte, forderte dieser auf dem großen Konzil zu Clermont (1095) in ergreifender Rede die ganze kampffähige Christenheit zur Ausführung

9. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 93

1873 - Berlin : Gaertner
- 93 — am 10. November 1483 geboren. Zum Studium der Rechtswissenschaft bestimmt, besuchte er zuerst die. Schule in Eisenach, sodann die Universität zu Erfurt. Sein Gemüt aber trieb ihn, nach 4jährigem Studium in das Kloster zu gehen; er ward Augustinermönch. Die Thätigkeiten, die ihm als Mönch auferlegt waren, vermochten die Unruhe seiner Seele nicht zu bewältigen; endlich fand er in dem Glauben Ruhe, dass der Mensch nicht durch seine Werke, sondern durch den Glauben an die Barmherzigkeit Gottes in Christo selig werde. 1508 kam er nach Wittenberg (Staupitz), um an der von Kurfürst Friedrich dem Weisen neugegründeten Universität Vorlesungen zu halten. — Jndess war die Unzufriedenheit der Deutschen mit dem Zustand der Kirche immer allgemeiner und entschiedener geworden, namentlich seit der Ausgang der großen Kirchenversammlungen gezeigt hatte, dass aus der Kirche selbst keine Besserung zu erwarten sei. Man war empört über die Eingriffe der Geistlichen in die staatliche Ordnung, über den Einfluss, den unter dem Schutze Rom's ausländisches auf deutsches übte; den einen verletzte das weltliche und sittenlose Treiben so vieler Geistlichen, den andern ihre Unwissenheit und Trägheit. Neben den Schriften der Humanisten entstand eine derbe und witzige Volksliteratur, die vorzugsweife gegen die Mönche und Geistlichen gerichtet war. Nun geschah es, dass Kurfürst Albrecht von Mainz im Aufträge Leo's X. zum Bau der Peterskirche einen Ablass feilbieten ließ, worin dem Käufer Vergebung der Sünden, Wiedererlangung der Gnade Gottes und Befreiung von den Strafen des Fegefeuers zugesichert war (Tetzel). Als dieses Ablasswesen auch nach Sachsen drang, ließ Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg 95 Theses anschlagen, in denen er die Wirksamkeit des Ablasses ohne Reue bestritt (1517). Die Kühnheit des Mönches machte Aufsehen in ganz Deutschland; der Dominikaner Cajet anus in Augsburg (1518) ward von Rom aus beauftragt, ihn über seinen Schritt zu verhören. Als Cajetanus sah, dass er ihm mit seiner scholastischen Gelehrsamkeit nicht gewachsen sei, brach er das Verhör ab und befahl ihm, nicht wieder vor ihm zu erscheinen, bis er widerrufe. Schnell entfloh Luther aus Augsburg; vergebens forderte Cajetanus von Friedrich dem Weisen seine Auslieferung. Als Kaiser Maximilian 1519 starb, suchte der Papst es zu verhindern, dass Karl zum Kaiser gewühlt würde, und war daher geneigt, mit Friedrich freundschaftlich zu stehen. Sein Kämmerling Miltiz, ein freundlicher und gewandter sächsischer Edelmann, schien jetzt geeignet dazu, die Versöhnung herbeizuführen. Miltiz hatte eine Unterredung mit Luther, und da er zugab, dass mit dem Ablass viele Misbräuche getrieben seien und dass man diese abstellen wotü, so erklärte auch Luther, dass er über diesen Punkt fortan schweigen und in einer Schrift jedermann zum Gehorsam gegen die römische Kirche auffordern werde. Bald darauf lud Joh. v. Eck, ein Mann von scharfem Verstand und im Disputiren geübt, Luther zu einer öffentlichen Disputation in Leipzig ein. Dies führte zu größerem Bruch. Luther stellte gegen Eck die Behauptungen auf, dass der Papst durch menschliche Einrichtung Oberhaupt der Kirche geworden sei, dass unter Hussens Lehrsätzen sich auch einige echt christliche befänden, und dafs es schwer sein würde, die Unfehlbarkeit der Konzilien zu beweisen. In derselben Zeit war Melanchthon, Schüler Reuchlin's, nach Wittenberg berufen worden und schloss sich innig an Luther an. Seine tiefe Gelehrsamkeit, seine genaue Kenntnis der alten Sprachen, sein ruhiger Verstand trugen nicht wenig dazu bei, die innere Entwickelung Luther's zu

10. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 94

1873 - Berlin : Gaertner
- 94 - fördern, der jetzt erst zu erkennen anfing, wie groß der Abstand zwischen ihm und der Kirche sei. Ais auf Eck's Betreiben der Papst eine Bulle erließ, die die Verbrennung von Luther's Schriften verordnete und über ihn selbst den Bann aussprach, wenn er nicht in 60 Tagen widerriefe, wagte er, ermutigt durch die Aufnahme, die seine zwei letzten Schriften in Deutschland gefunden hatten („an den christlichen Adel deutscher Nation", „von der babylonischen Gefangenschaft und christlichen Freiheit") die kühne That, dass er vor den Thoren Wittenbergs unter dem Beisein der ganzen Studentenschaft die Bannbulle nebst dem kanonischen Rechtsbuch in die Flammen warf (1520). Als Karl V. in Worms damit beschäftigt war, die politischen Angelegenheiten Deutschlands zu ordnen, entbot er auch Luther unter Zustellung eines kaiserlichen Geleitbriefes vor den dort versammelten Reichstag (1521). Luther erklärte, nur dann widerrufen zu wollen, wenn man ihn aus der heiligen Schrift widerlege; dieser Mut steigerte die Theilnahme für ihn, sodass man im ersten Augenblick keinen Gewaltstreich wagte; erst nach seiner Abreise ward die Reich sacht über ihn ausgesprochen. Aber Kurfürst Friedrich nahm sich seiner an. Er ließ ihn aus der Heimkehr überfallen und als Ritter Georg auf der Wartburg gefangen halten, wo er, vor aller Welt verborgen, fast ein Jahr lang mit der Abfassung von Streitschriften und der Übersetzung der Bibel beschäftigt war. Der Umstand, dass die Bewegung gegen die Kirche in Wittenberg zu weit ging (Zwickauer Propheten, Wiedertaufe), bestimmte ihn, die Wartburg zu verlassen; sein Erscheinen in Wittenberg brachte die Reformation wieder in eine ruhigere Bahn. §. 80. Die Reformation bis zum Nürnberger Neligions-frieden. Wittenberg wurde bald die besuchteste deutsche Universität; durch wichtige Schriften wirkten Luther (Bibelübersetzung, Katechismen), der sich im Jahre 1524 mit einer ehemaligen Nonne, Katharina von Bora, verheiratete, und Melanchthon (loci communes; Visitationsbüchlein) auch nach außen hin. Fürsten und Geistliche schlossen sich der Bewegung an, vor allen aber die Reichsstädte. Klöster wurden aufgelöst, die Bischöfe mussten ihre weltliche Macht an die Landesfürsten abgeben; der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, sagte sich von Reich und Kirche los und stellte sich unter Polens Oberhoheit; selbst in den süddeutschen Ländern konnte trotz der grausamsten Verfolgungen die Reformation nicht ganz unterdrückt werden. Die Hauptunterschiede der neuen Lehre bildeten sich mit der Zeit dahin aus: 1) Nur die heilige Schrift blieb Quelle des Glaubens, und keine von der Kirche herrührende Satzung hatte bleibende Kraft; 2) der Werkheiligkeit ward die Kraft des Glaubens entgegengesetzt, die Zahl der Sakramente auf zwei beschränkt, der Maria- und Heiligenkultus verworfen; 3) der Gottesdienst ward in deutscher Sprache fortan gehalten und wesentlich vergeistigt; 4) an Stelle der katholischen Ceremonieen trat der Gemeindegesang und die Predigt; 5) das päpstliche Primat und die kanonischen Gesetze verwarf man; 6) der Klerus ward dem Laien gleichgestellt, der Cölibat aufgehoben; 7) die Besetzung der geistlichen Stellen fiel dem Staat oder der Gemeinde zu (Dekane, Superintendenten, Konsistorien). — Unter dem Vorwand der Reformation traten indefs auch andere Bewegungen in Deutschland ein, die durch Schwärmerei und Maßlosigkeit der guten Sache nur gefährlich sein konnten. Schon am Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die gedrückten niederen Klassen sich wiederholt empört
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